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Welche Therapien gibt es?

Im nachfolgenden Abschnitt sollen die bereits zugelassenen Therapieverfahren erklärt werden. Die genannten Gesundheitsinformationen ersetzen keine ärztliche Diagnose und stellen keine Anleitung zur Selbstmedikation dar. Bitte sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, wenn Sie Fragen zu verfügbaren Therapieverfahren gegen COVID-19 haben oder selbst von der Erkrankung betroffen sind!   


(a)

Wir hielten das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 zu Beginn irrtümlicherweise für eine reine Lungenerkrankung. Besonders schwere Verläufe landeten auf der Intensivstation. Die Patientinnen und Patienten wurden künstlich beatmet. Oft folgte auf einen schweren Verlauf die Gabe von Sauerstoff. Das liegt vor allem am gestörten Gasaustausch, der infolge der Infektion entsteht. Hilft auch die künstliche Sauerstoffzufuhr nicht mehr weiter, wird das Blut zusätzlich in einem aufwendigen, technischen Verfahren mit Sauerstoff angereichert.  Dazu muss das Blut aus dem Körper gepumpt, mit Sauerstoff angereichert und anschließend wieder zurückgeführt werden. Ein hoher Anteil der intubierten Menschen übersteht diese intensive Behandlung leider nicht. Während man anfangs dachte, das Virus würde vor allem die Atemwege infizieren, weiß man aktuell mehr über die Erkrankung. Wir müssen bei COVID-19 viel mehr von einer Gefäßerkrankung sprechen. Die besonders schweren Verläufe treten oft erst nach einer gewissen Zeit auf. Es gibt eine Art Scheitelpunkt im Verlauf der Infektion, an dem sich entscheidet, ob ein schwerer Verlauf droht oder die Erkrankung mild bis moderat verläuft. Oft einhergehend mit einem schweren Krankheitsverlauf ist das sogenannte ARDS, das schwere Atemnot-Syndrom, das SARS-CoV-2 auch seinen Namen gab. Hier kommt es zu einer überschießenden Immunantwort des eigenen Körpers. Diese Immunreaktion fällt bei einem kleinen Prozentsatz aller Infizierten so stark aus, dass immer mehr Entzündungen im ganzen Körper entstehen und vor allem in den unteren Atemwegen zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen können (1).   


(b)

Bevor dieser lebensbedrohliche Zustand erreicht wird, findet oft eine Unterschätzung der Erkrankung statt. So kann sich die Sauerstoffsättigung innerhalb weniger Stunden rapide verschlechtern. In der Anfangsphase vermehrt sich das Virus im Körper. Es dringt über die Schleimhäute von Mund und Nase ein. Das Ganze fühlt sich an wie eine Erkältung. In dieser frühen Krankheitsphase helfen vor allem antivirale Medikamente wie der gegen COVID-19 zugelassene Wirkstoff Remdesivir (2, 3). Vereinfacht gesagt hemmt dieser Wirkstoff die Vermehrung des Virus. An einem ähnlichen Punkt setzen in dieser frühen Phase der Erkrankung sogenannte monoklonale Antikörper an, also biotechnologisch hergestellte Medikamente wie jene Antikörper von Regeneron Pharmaceuticals. Diese Antikörper (b) neutralisieren freie Viren ähnlich wie es unser eigener Körper tun würde, wenn er einen krankmachenden Stoff erkannt hat und entsprechend reagiert. Auch das Blutplasma von bereits Genesenen wurde lange Zeit eingesetzt. Denn nach einer überstandenen Infektion bildet unser Immunsystem ebenfalls Antikörper, die sich auch therapeutisch nutzen lassen. Leider können die bisher genannten Wirkstoffe oft keinen schweren Verlauf verhindern, weil sie nicht früh genug zum Einsatz kommen. Im späteren Krankheitsverlauf sind antivirale Therapien und neutralisierende Antikörper aus dem Labor oder von bereits Genesenen leider unzureichend. Denn hier kommt es zu einem starken Zytokinsturm, also einer überschießenden Immunantwort des eigenen Körpers. Ursache könnte das Spike-Protein des Virus selbst sein, welches als stark wirkender Entzündungsstoff zu wirken scheint. Neuere Studien deuten zumindest darauf hin (4).


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Es ist also durchaus plausibel, warum in der letzten Phase der COVID-19 Erkrankung die antiviralen Medikamente nahezu wirkungslos erscheinen. Stattdessen kommen hier entzündungshemmende Stoffe zum Einsatz, die das Immunsystem unterdrücken sollen. Als besonders wirksam hat sich hier in der Behandlung von Intensivpatienten die Behandlung mit dem Wirkstoff Dexamethason gezeigt. Dieses Kortison-haltige Medikament wird als Infusion (c) verabreicht. Dadurch kann die überschießende Immunreaktion des Körpers gebremst werden und die Überlebenswahrscheinlichkeit während einer akuten Verschlechterung der Erkrankung steigt (5).  


(d)

Es gibt zudem hoffnungsvolle Daten, die zeigen, dass sogar oral verabreichte Kortikosteroide wie das Asthma-Medikament Budesonid helfen könnten. Der Charme dieser Therapie besteht darin, den entzündungshemmenden Stoff bereits in der frühen Phase inhalativ zu verbreichen, sodass die systemischen Nebenwirkungen einer Kortison-Behandlung minimiert werden. Jedoch bleibt abzuwarten, ob diese Medikamente auch in Zukunft als Therapeutika für die Behandlung von COVID-19 zum Einsatz kommen. Abschließend bleibt zu sagen, dass es durchaus sinnvoll erscheint, sich so gut wie möglich durch entsprechende Maßnahmen oder Impfungen vor dem Erreger zu schützen. So gewinnt man nicht nur mehr Zeit, verbesserte Behandlungsmethoden zu etablieren. Man schützt auch Menschenleben vor einer oftmals unterschätzten Krankheit, die im schlimmsten Fall tödlich enden kann oder mit erheblichen Langzeitschäden assoziiert ist (6).  


Literatur

(1) Huang C, Wang Y, Li X, Ren L, Zhao J, Hu Y, et al. Clinical features of patients infected with 2019 novel coronavirus in Wuhan, China. Lancet. 2020.

(2) Wang Y, Zang D, Du G, et al. Remdesivir in adults with severe COVID-19: a randomised, double-blind, placebo-controlled, multicentre trial. Lancet. 2020. 

(3) Sheahan TP, Sims AC, Leist SR, et al.: Comparative therapeutic efficacy of remdesivir and combination lopinavir, ritonavir and interferon beta against MERS-CoV. Nat Commun. 2020. 

(4) Lei Y, Zhang J, Schiavone CR et al. SARS-CoV-2 Spike Protein Impairs Endothelial Function via Downregulation of ACE2. Circulation Research. 2021. 

(5) Ärzteblatt. Dexamethason-Studie: WHO sieht "Durchbruch" im Kampf gegen COVID-19. 2020. 

(6) Ramakrishnan S et al. Inhaled budesonide in the treatment of early COVID-19 (STOIC): a phase 2, open-label, randomised controlled trial. The Lancet Respiratory Medicine. 2021.


Abbildungen

(a) Bild von Daniel Graham auf Pixabay (lizenzfrei)

(b) antibody-8 icon by Servier is licensed under CC-BY 3.0 

(c) infusion-bag-blue icon by Servier is licensed under CC-BY 3.0

(d) inhaler icon by Servier is licensed under CC-BY 3.0


Hinweis

Alle genannten Daten wurden im Rahmen eines Hochschulprojektes im Kurs Bioinformatik des Studiengangs Biotechnologie an der Beuth Hochschule für Technik Berlin ausführlich recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengefasst. Dies ersetzt jedoch keinen ärztlichen Rat und auch keine ärztliche Diagnose. Bitte informieren Sie sich bei Symptomen oder Verdacht auf COVID-19 bei Ihrer zuständigen Gesundheitsbehörde.